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Am Leben

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Kite-7's avatar
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Lass mich los.

Lass mich fallen in die tiefschwarze Nacht.

Ich habe meine eigenen Flügel um zu fliegen.

Ich brauche die deinen nicht.

Mein Herz hat lange nicht geschlagen. Dein Puls hielt uns beide am Leben. Jetzt ist es an der Zeit, wieder aufzuwachen. So viele Jahre im Schlafe verbracht, wie hinter einer Mauer aus miteinander fest verwobenen Zeitfäden, habe ich gewartet. Es ist genug. Es reicht nicht aus zu verharren. Ich muss fliehen. Raus aus deinem Gefängnis der Lügen. Lange habe ich deinen Worten zugehört, obwohl ich sie nie glaubte. Aber selbst das schönste Kartenhaus stürzt in sich zusammen, wenn ein Staubkorn darauf hinab fällt.

Das Staubkorn. Es war plötzlich da, riss mich aus dem Tiefschlaf und berührte mein kaltes Herz. Jetzt brennt es lichterloh und ich muss fort.

Ich muss in die Nacht.

Ich muss scheinen.

In deiner dunklen Umarmung werde ich verglühen. Ich muss nach draußen an die Luft, als helle Flamme dem Himmel entgegen lodern. Ich darf nicht mehr stillstehen. Immer wieder fort, weiter, nie mehr verharren. Mein Herz schlägt wieder. Es gibt den Takt an und das Lied beginnt, auf das ich wohl gewartet habe. Es reißt mich mit. Die Nacht ist klar. Meine Gedanken sind schwarz. So dunkel, dass das Licht sie innerhalb weniger Sekunden zerfressen kann. Nie mehr grau. Nur noch schwarz und weiß. Feuer und Nacht. Lass mich los. Ich muss fallen, um wieder fliegen zu lernen. Es gibt kein Zurück mehr.

Unsere Lebensfäden sind gerissen.

Keine Verbindung mehr, nie wieder.

Ich bin frei. Du kannst mir nicht folgen. Deine Zeit ist vorüber. Nichts kann mich mehr halten. Ich steige dem Himmel entgegen.

Und zum ersten Mal seit langer Zeit kann ich sagen:

Ich bin am Leben.
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JaroNigthmare's avatar
Dieser Moment, in dem der Text umschwingt von düster zu frei und hell, der ist richtig Klasse, da bekomme ich richtig Gänsehaut. Ein Klasse Text, wirklich. Dieses Frei sein, dieses Ausbrechen, dieses Leid was am Anfang stand, es kommt richtig gut raus!