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Stadtlichter

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Die Häuser und Gärten auf der Strecke wurden immer weniger bis keine der seltsamen Backstein- und Glasschachteln der Menschen mehr auf ihrem Weg lagen. „War es das jetzt?“, fragte Amal irgendwann erleichtert.

Kite wandte sich zu ihr um und verharrte. „War es was jetzt?“

„Na die Stadt! Haben wir sie hinter uns gelassen?“, wollte sie wissen und wedelte leicht mit dem Schwanz.

„Wir haben die eigentliche Stadt noch gar nicht erreicht! Warte erst einmal bis du die Lichter siehst“, bemerkte Kite belustigt und lief weiter. Amal folgte ihm irritiert und unruhig. Wenn die letzten Nächte sie nicht durch die Stadt geführt hatten, wo waren sie dann gewesen?

„Die Menschen leben dort noch viel dichter beieinander. Wie die Bienen stapeln sie ihre Unterschlüpfe übereinander und nebeneinander und türmen sie bis in den Himmel, der in der Stadt fast immer grau ist. [...] Ich wünschte zum einen, ich könnte dir die Gefahren der Stadt ersparen“, meinte Kite und ein Grinsen erschien in dem zuvor nachdenklichen Fuchsgesicht. „Aber zum anderen sind da so viele Dinge, die ein Fuchs einmal gesehen haben sollte, und es ist der einzige Weg, den ich kenne, der einigermaßen sicher ist“

Amal verzog die Lefzen zu einem undefinierbaren Ausdruck und zuckte mit den orangefarbenen Ohren. „Bleibt mir eine andere Wahl, als dir zu folgen?“

„Du willst jetzt so was hören wie: Du hast immer die Wahl, Amal, nicht wahr?“, erwiderte der Rüde schelmisch. „Aber die hast du nicht. Komm, du wirst bald sehen warum!“

                                                                      * * * * * *
[...]

Riesige düster in den Himmel ragende Gebäude, von Ästen und Laub beraubten überdimensionalen Bäumen gleich, verschmolzen mit dem dunklen Himmel. Aber das einzigartige und fantastische daran waren die Lichter. Waren ihr zuvor die Lichtscheine der Schachtelbehausungen der Menschen noch wie kleine Sonnen vorgekommen, die sie sich ins Haus gestellt hatten, so wimmelte es hier doch von diesen Lichtern.
Ein Sternenmeer breitete sich vor ihr aus und kletterte hinauf in die Weiten über ihnen. Nichts schien wirklich im Dunkeln zu liegen. Manchmal in regelmäßigen Abständen, manchmal scheinbar ohne System blinkten und schimmerten sie, beleuchteten die dunklen Wege der Menschen und ihre Bauwerke.

Und zwischen den in den Himmel getürmten, aneinander gereihten Häusern mit ihren leuchtenden Fassaden, rauschten die seltsamen Gefährte der Menschen hin und her. Der Geruch von Abgasen und seltsamen Ausdünstungen der Menschen und ihrer Gebäude zwickte ihr in der Nase, aber sie sog die neuen Gerüche ein. Prägte sich den Anblick des Lichtermeeres ein und wedelte unruhig.

Sollte sie Angst haben oder sich an der kalten Schönheit der Menschenbehausungen erfreuen? Fasziniert folgte sie den Bewegungen der Lichter. „Es gibt eine Zeit im Jahr, da sieht das alles noch viel schöner aus...“, sagte Kite mit ein wenig Stolz und Wehmut in der Stimme. „Wenn der Schnee fällt und die Tage von der Nacht verschlungen werden, trotzen die Menschen der Finsternis des Winters mit ihren Lichtern. Dann ist es, als sei der Sternenhimmel hinab auf die Erde gesunken. [...]"

[Auszug aus Amals Traum vom Meer, Kapitel 12]




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